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200 Jahre Marchfeldschlachten
€ 28,50
Aspern und Wagram 1809–2009
Nicht vorrätig
Kategorien: Heerwesen der Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert, Österreichische Militärgeschichte Schlagwörter: Aspern, Erzherzog Carl, Frankreich, Habsburg, k.k. Armee, Karl, Napoleon, Napoleonische Kriege, Österreich-Ungarn, Revolutionskriege, Wagram
Peter KOLECKO, Peter DACHGRUBER: 200 Jahre Marchfeldschlachten Aspern und Wagram 1809–2009
200 Jahre Marchfeldschlachten
750 Jahre Deutsch-Wagram
224 Seiten, 300 Abbildungen, großteils in Farbe, Karten, Literaturverzeichnis, Register, gebunden, Großformat
Deutsch-Wagram hat durch diese Schlachten Weltberühmtheit erlangt – nicht nur für sich, sondern für eine ganze Region. Durch dieses profunde historische Sachbuch wird ein wesentliches Stück österreichischer Militärgeschichte nachgezeichnet. Auf 224 Seiten mit über 300 großteils unveröffentlichten Farbabbildungen werden dem interessierten Leser historische Fakten, Verhältnisse und mögliche Lehren aus den Geschehnissen vor 200 Jahren vorgestellt.
Aus dem Inhalt:
– Einleitung,
– Das Leben zur Zeit Napoleons,
– Abriss der historischen Entwicklung von der französischen Revolution 1789 bis zum Jahre 1809,
– Das Militär zur Zeit Napoleons,
– Die Feldherren Kaiser Napoleon und Erzherzog Karl,
– Die Schlacht von Aspern, Zwischen den Marchfeldschlachten: 23. Mai bis 4. Juli 1809, Die Schlacht von Wagram: 5. bis 6. Juli 1809
– Zusammenfassung
Rezensionen:
Geschichte und Geschichten – so könnte der Untertitel des mit Unterstützung des Landes Niederösterreich und von Privatinitiativen gerade rechtzeitig zu den 200. Jahrestagen zweier weltgeschichtlicher Ereignisse erschienenen Buches zweier lang gedienter Soldaten des Österreichischen Bundesheeres heißen. Dankenswerterweise ergehen sich die Autoren nicht in einer weiteren Interpretation der von namhaften Historikern sicher seriös und ausreichend analysierten und dokumentierten Abläufe, sondern versuchen mit einem anderen Weg neue Ufer zu erreichen: Natürlich bleiben die Schlachten im Fokus – kurz, prägnant, auf Linie der bisherigen Erkenntnisse -, diese sind jedoch von einem bemerkenswerten Umfeld militär- und gesellschaftspolitischer Zusammenhänge im Jahr 1809 umgeben. Leid, Not und Elend von über 25.000 Gefallenen sowie noch tagelang auf den Gefechtsfeldern unversorgten Verwundeten und Sterbenden; Lebensumstände einer Zivilbevölkerung, auf deren kaum noch vorhandene Nahrungsmittelbestände v.a. die französische Armee völlig angewiesen war, und wogende, erntereife Felder, die sichtbar vor der Vernichtung standen. Der Bedeutung von Truppeneinquartierungen für die Bevölkerung ist ebenso Raum gewidmet wie gänzlich zerstörten Ortschaften, Plünderungen, den überfüllten Spitälern und dem extremen Mangel an Wundärzten; und nicht zuletzt der auf einem Kriegsschauplatz offensichtlich unvermeidbaren Willkür-Justiz gegen meist angebliche Verräter und Kollaborateure. Den „Hyänen des Schlachtfeldes“ als Indikator, wie tief der Mensch sinken kann, stehen teilweise versöhnlich Hunderte Wiener gegenüber, die kommen um zu helfen, so gut es eben geht. Eine akribische Auswertung der Gemeinde- und Pfarrarchive im Umfeld der Kampfbandlungen bildet die Grundlage für diesen Abschnitt der Darstellungen.
Die Ereignisse vor 200 Jahren sind jedoch nicht nur im vergleichsweise „horizontalen“ Mikrokosmos des Marchfeldes beleuchtet, sondern auch in der „Vertikale“ Europa- und militärgeschichtlicher Zusammenhänge des 18. und 19. Jahrhunderts. Ausgehend von der Zeit Maria Theresias und der Josephinischen Aufklärung spannt sich der Bogen über die Französische Revolution 1789, die Koalitionskriege, den Weg Napoleons zum Kaiser der Franzosen (1804), den Zerfall des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ (1806) bis zum Frieden von Pressburg. Parallel dazu werden der Wandel im europäischen Militärwesen, die Veränderungen im Gefechtsbild, sowie daraus abgeleitete neue Strukturen und Taktiken in diesem Zeitabschnitt beleuchtet. Eine ausführliche Gegenüberstellung der Persönlichkeitsbilder der beiden Heerführer und die beeinflussenden Faktoren für ihre jeweiligen Verhaltensweisen runden das Bild der Ausgangslage 1809 ab.
Historisch und militärgeschichtlich daher bestens vorbereitet, geht der Leser in die Ereignisse des Jahres 1809. Vertraut mit der völlig falschen Beurteilung der Stimmungslage in Europa durch den österreichischen „Außenminister“ Graf Johann Philipp Stadion folgt er dem widerstrebenden und warnenden Präsidenten des Hofkriegsrates, Oberbefehlshaber und Generalissimus Erzherzog Carl in die verlorenen Gefechte im Raum Regensburg (April 1809), den kurzfristigen Erfolg FML Hillers an der Traunbrücke Ebelsberg (3. Mai) und Napoleons Marsch auf Wien. Die Marchfeldschlachten, wie bereits erwähnt in ihren Abläufen klar und übersichtlich dargestellt, sind wieder eingebettet in das Umfeld der permanent beratenden, kritisierenden und Schuld zuweisenden, aber wenig unterstützenden „Mitwirkung“ des Wiener Hofes, die nach Wagram, Hollabrunn (Schöngrabern) und Znaim in dem Vorschlag gipfelte, die österreichische Armee in Zukunft durch ein „Comite“ von Generälen zu führen. Natürlich bleibt die Rolle des Erzherzogs bei der Gründung der ÖMZ nicht unerwähnt, die im Vorjahr ihren 200. Geburtstag feiern konnte. Der Geschichte der Katastralgemeinde Deutsch-Wagrarn ist anlässlich der 750 Jahr-Feier 2008 ein eigener Abschnitt des Buches gewidmet. Der Weg vom 1258 erstmals nachweislich genannten „Wagrain“ durch die Jahrhunderte mit Markterhebung (1929) und der Erhebung zur Stadtgemeinde (1985) bietet erneut Gelegenheit, Geschichte, Wirtschaft, das Leben im Gemeinwesen, soziale Umwälzungen, Kultur und Politik in allen Dimensionen zu beleuchten. Das aufkommende Schulwesen, längst vergessene Berufe und „gewagte“ Kritiken in den Bänkelsängerliedern gehören zur breiten Palette der in Text und Bild gewissenhaft aufgearbeiteten Archivauswertungen. Eine kleine Groteske am Rande um das Wappen von Deutsch-Wagram: Ein pompöses Dekret der Niederösterreichischen Landesregierung vom 24. Juni 1979 ermächtigt die (damalige) Marktgemeinde, ein penibel beschriebenes Wappen zu führen, das seit nahezu 200 Jahren benützt wird. Ordnung muss eben sein.
Weniger zum Schmunzeln sind eine Reihe von Geschichten, die eher dem Bereich menschlicher Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit zuzuordnen sind: Da ist der Staat, der trotz höflicher Erinnerung im Dekadenabstand mehr als 100 Jahre lang nicht in der Lage (oder willens) ist, einem durchaus noblen Ersuchen des ehemaligen Feindes um Übermittlung einer Gefallenenliste zwecks Verewigung auf einem gemeinsamen Mahnmal zu entsprechen (Solferino 1859); da ist das völlig unverständliche Verhalten einer an sich staatstragenden und Vergangenheitsbewältigung anstrebenden Fraktion, die ausgerechnet im Stadtrat des Jubilars ob des „kriegerischen“ Inhalts der vorliegenden Ausarbeitung die finanzielle Unterstützung verhindert; und da ist nicht zuletzt die immer wieder aufkeimende, aber eigentlich unwürdige politische Diskussion um Kriegsdenkmäler und deren Inschriften. Wer sich von Letzterem nicht beeindrucken lässt, findet die besonders zahlreichen Gedenkstätten – v.a. der Schlacht von Wagram – im Anhang aufgelistet und beschrieben, einschließlich „rationeller“ Wegbeschreibungen zum Besuch derselben. Abgerundet wird das Buch durch die Biografien der wichtigsten handelnden Personen im Umfeld der Ereignisse 1809 und deren weiterem Schicksal bis zum Wiener Kongress. Insgesamt also ein unglaublich reichhaltiges Nachschlagewerk, das in einer selten gesehenen Symbiose alle Bereiche der österreichischen Geschichte in einem Zeitabschnitt zusammenfasst, als das Land (wieder einmal) in den Mittelpunkt des Weltinteresses gerückt war – von wenigen weniger gewünscht als dem teilweise siegreichen Feldherrn und den Leidtragenden der Marchfeldschlachten. Über 300 zum Teil prachtvolle Fotos, Illustrationen und Kartenmaterial aus der Arbeit Peter Dachgrubers oder von ihm aus privaten und öffentlichen Archiven mit Tochterhilfe reproduziert, gewährleisten, geschickt begleitend, dem Leser eine „hautnahe“ Verbindung zum Text. Wenn auch das Herzblut des textenden Niederösterreichers manchmal in gefährliche Nähe zu leichter Polemik führt, ist das eine lässliche Sünde angesichts der Fülle der Darstellungen, die dem aus der Geschichte Lernwilligen keine Wünsche offen lässt. Und der das Buch aus der Hand legt, vielleicht einmal mehr Grillparzers „Bruderzwist“ im Kopf: „Das ist eben der Fluch von unserm edlen Hause: Auf halben Wegen und mit halber Kraft zu halben Zielen zögernd fortzuschreiten!“ (J. Bernecker, in: ÖMZ 3/2009)
*****
Deutsch-Wagram ist 750 Jahre alt und zusammen mit diesem Jubiläum widmet sich der vorliegende Band den Ereignissen von 1809, die nicht nur für die Stadt, sondern für ganz Europa einschneidend waren. Erstmals hat ein österreichisches Heer unter Erzherzog Carl Napoleon besiegt. Das war kein Wendepunkt, aber ein Mitauslöser für eine Bewegung, die schließlich 1815 eine neue europäische Ordnung hervorbrachte. Das Buch gibt einen guten Einblick in das Geschehen. Ein Kapitel widmet sich dem Alltagsleben dieser Zeit, ein zweites der Last der Truppeneinquartierung für die Bevölkerung und ein drittes vermittelt einen Überblick der historischen Ereignisse von der französischen Revolution bis zum Jahre 1809. Eingehend wird das Militär und das Kriegswesen der napoleonischen Ära beschrieben. Dabei findet der innere Zustand der Armee und die Veränderungen in Gefechtsbild und Taktik eine Darstellung. Eine Gegenüberstellung der beiden Feldherrn, Napoleon und Carl, legt die beiden Persönlichkeiten und ihre Prägung dar. Schließlich wird der Verlauf der Schlacht von Aspern (21. bis 22. Mai) sehr detailliert beschrieben. Eine Abrundung findet das Buch mit der Schlacht von Wagram (5. bis 6. Juli). Eine Zusammenfassung gibt einen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Geschehnisse, ein biografischer Anhang bringt die beteiligten Persönlichkeiten näher. Hervorzuheben ist die vorzügliche Bebilderung des Bandes, die sowohl aus bekannten Bildquellen schöpft als auch nur lokal zugängliche Darstellungen berücksichtigt. (Pallasch 30, Juli / August 2009, S. 182)
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